E-V13 unter Albaner

Haplogruppe E-V13 – Ursprung, Ausbreitung und Bedeutung bei Albanern

Die Haplogruppe E-V13 gehört zur größeren Linie E1b1b1a1b und stellt einen bedeutenden väterlichen Abstammungszweig in Europa dar – insbesondere in den albanischen Regionen, wo sie bei rund 28 % der Männer festgestellt wurde. Ihre Verbreitung ist geografisch breit gestreut, mit einem klaren Schwerpunkt im westlichen und zentralen Balkan.

Herkunft und frühe Ausbreitung

Der gemeinsame Vorfahr aller Träger von E-V13 lebte vor etwa 4900 bis 5100 Jahren, also zur frühen Bronzezeit. Genetische und archäogenetische Hinweise deuten darauf hin, dass die Vorläufer dieser Linie – als Teil des übergeordneten Makrohaplogruppen-Komplexes E – im Zuge neolithischer Wanderbewegungen aus Anatolien und dem Nahen Osten nach Europa gelangten.

Während man frühe Linien wie E-L618 in jungsteinzeitlichen Funden aus Kroatien, Ungarn und der Ukraine nachweisen konnte, beginnen die eigentlichen Ausbreitungsbewegungen von E-V13 etwa 2000 v. Chr. im Raum zwischen dem heutigen Ungarn, Serbien, Bulgarien und Rumänien. Besonders während der Bronze- und Eisenzeit verbreitete sich E-V13 weiter in den Balkan, teils auch über das römische Imperium nach Mittel- und Westeuropa.

Genetische Befunde: Moderne und antike Daten

Moderne DNA-Daten zeigen die größte Diversität von E-V13 im südöstlichen Europa. Diese genetische Vielfalt – insbesondere das Vorhandensein vieler alter Subclades – legt nahe, dass sich E-V13 im Raum zwischen Pannonien, dem zentralen Balkan und dem heutigen Bulgarien etabliert und weiter differenziert hat.

Archäogenetisch wurde E-V13 erstmals in Eisenzeit-Funden (um 800–400 v. Chr.) aus Bulgarien, der Slowakei, Moldawien, Kroatien, der Ukraine und später auch in römischen Kontexten in Italien, Süddeutschland und sogar Großbritannien nachgewiesen. Der älteste bisher bekannte E-V13-Träger stammt aus dem Frühstadium der Eisenzeit im zentralen Balkan.

Obwohl bisher keine prähistorischen Proben direkt aus Dardania (Raum Kosovo und Südserbien) vorliegen, deuten spätere Funde aus der römischen Zeit (z. B. in Niš und im Timok-Gebiet) auf eine stabile Präsenz von E-V13 in dieser Region hin – was mit der späteren starken Verbreitung unter Albanern übereinstimmt.


E-V13 unter Albanern

Unter Albanern bildet E-V13 heute den häufigsten väterlichen Haplotyp. Besonders hohe Anteile finden sich in:

  • Kosovo
  • Nordalbanien (Malësia)
  • Labëria (Südalbanien)
  • Zentralalbanien (Tirana, Durrës)

Viele der bei Albanern häufigen Subclades stammen aus der Zeit der Ethnogenese (Antike bis Frühmittelalter) und weisen teilweise sogar ältere Ursprünge auf. Trotz offener Fragen zur genauen Herkunft jeder Linie besteht ein enger Zusammenhang zwischen E-V13 und der antiken Region Dardania, die als wichtiger Ausgangspunkt gilt.


Bedeutende Subclades von E-V13 unter Albanern

SubcladeAlter (geschätzt)Vorkommen heuteBemerkung
E-BY4459ca. 2100 JahreKosovo, NordalbanienEine der häufigsten Linien unter Albanern
E-Y146085ca. 1800 JahreWeit verbreitet in AlbanienMöglicher Ursprung im zentralen Balkan
E-PH2180ca. 1600 JahreAlbanien, SüdbalkanEng mit E-Y146085 verwandt
E-Y173822ca. 1700 JahreNord- und MittelalbanienFrühzeitlich unter albanischen Stämmen präsent
E-FT17132ca. 1500 JahreWestbalkan, vereinzelt AlbanienMöglicherweise durch Migration verbreitet
E-Y159601ca. 1400 JahreIn mehreren albanischen RegionenTeil ethnischer Durchmischung in Antike/Mittelalter
E-BY168279ca. 1300 JahreKosovo, teils MazedonienLokal konzentrierte albanische Linie
E-Y93102ca. 2000 JahreAlbanien, auch in GriechenlandMöglicher antiker Ursprung

Hinweis: Die Altersangaben beruhen auf genetischer Schätzung und können je nach Quelle variieren.


Schlussbetrachtung

Die Haplogruppe E-V13 ist ein zentrales Element der väterlichen Abstammungslinien in Südosteuropa – mit Albanien als einem der wichtigsten heutigen Verbreitungszentren. Archäogenetische und moderne Daten legen nahe, dass E-V13 bereits vor über 2000 Jahren im Gebiet des heutigen Kosovo, Nordmazedoniens und Westbulgariens stark vertreten war. In der Folgezeit verbreiteten sich zahlreiche Subclades über verschiedene albanische Regionen – ein Prozess, der sich über die Eisenzeit, Antike und das Frühmittelalter erstreckte.

Die genetische Vielfalt innerhalb E-V13 unter Albanern zeugt von einer tiefen historischen Verankerung dieser Linie im zentralen und westlichen Balkan.