R1b-M269 bei Albanern
Die Haplogruppe R1b-M269 ist die zweitverbreitetste väterliche Linie unter Albanern. Obwohl sie in allen albanisch besiedelten Regionen in relativ hoher Frequenz vorkommt, wird ihre größte Dichte in bestimmten Gebieten beobachtet – insbesondere in Prizren, Llapusha, der albanischen Bergregion, Mat, Labëria und Skrapar, also überwiegend in gebirgigen Landschaften.
Herkunft und Frühgeschichte
Die Herkunft von R1b-M269 wird auf indoeuropäische Bevölkerungsgruppen der eurasischen Steppe zurückgeführt, vor allem aus dem Gebiet der heutigen Ukraine und Südrusslands nördlich des Kaukasus. Genetische Funde, insbesondere der Untergruppe R1b-M269>L23, zeigen dort eine sehr hohe Konzentration, und zwar in Zeitstellungen, die mit der Entstehung und Ausbreitung der Proto-Indoeuropäer übereinstimmen.
Während der Bronzezeit breiteten sich diese meist pastoralistisch geprägten Bevölkerungen in alle Richtungen aus, bildeten eigenständige Sprachzweige wie die germanischen, keltischen und italischen Gruppen und prägten kulturelle Entwicklungen in weiten Teilen Europas. In diesem Zusammenhang wird auch der Ursprung der albanischen Sprache vermutet – als ein eigenständiger Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie. Die genetischen Daten aus dieser Epoche spiegeln diese Prozesse wider: Ab der Bronzezeit tritt R1b-M269 auch im Balkan und anderen Teilen Europas vermehrt auf.
Unterzweige und heutige Verbreitung
Die Haplogruppe R1b-M269 unterteilt sich in zwei Hauptlinien:
- R1b-M269>PF7562
- R1b-M269>L23
Letztere spaltet sich weiter auf in:
- R1b-M269>L23>Z2103
- R1b-M269>L23>L51
Unter den Albanern gehören die meisten Linien zu folgenden Zweigen:
- R1b-M269>PF7562>PF7563 (~3–4 % der Bevölkerung)
- R1b-L23>Z2103>Z2106>Z2108>Z2110>CTS9219 (~15 % der Bevölkerung)
- Etwa 1 % der albanischen Vaterlinien gehört zur westlichen Linie R1b-M269>L23>L51
Historische Entwicklung in Europa
Die heutigen europäischen Verbreitungsräume dieser Linien zeichnen sich durch klare regionale Schwerpunkte aus:
- R1b-Z2103 und R1b-PF7562 sind vorwiegend in Ost- und Südosteuropa verbreitet
- R1b-L51 ist heute die dominante Linie in Westeuropa
Diese Muster zeichnen sich laut genetischen Funden bereits seit der Bronzezeit ab. Nach den ersten indoeuropäischen Migrationswellen setzte sich die Ausbreitung der einzelnen Unterzweige vermutlich unabhängig voneinander fort. Daher sollen im Folgenden die Hauptzweige – beginnend in der Bronzezeit bis hin zur heutigen Präsenz im albanischen Raum – jeweils gesondert behandelt werden.